Wortreiche Gedankenspiele


*Waldbaden in der Königsheide* 

Der Waldgeist lud zum Bade ein, 

Im Frühherbst ohne Sonnenschein. 

Schwimmen im See aus Efeugrün, 

Reinigt die Seele und lässt die Stimmung erblühen. 

Troll, so wurde ich von einer Schülerin genannt,

Finde, sie hat das ganz richtig erkannt!

Als unberechenbares Wesen mythologisch belegt, 

Durchaus liebenswürdig und gefühlsbewegt. 

Mitunter etwas ruppig und sozial abgeneigt, 

Hat das Troll-Ich schon manche Beziehung vergeigt. 

Bin ein unruhiger Geist, der stets Gutes erdenkt, 

Nur bei den Taten manchmal in die falsche Richtung lenkt. 

Dank all jenen, die mir zugetan, ihr seid toll, 

Lebt, liebt und seid froh, von Herzen Euer Troll!


(24.9.2020)

Waldgeist im Efeugewand
Waldgeist im Efeugewand
Troll im Blätterbad
Troll im Blätterbad

*Geschiebenes* 

Bunte Vielfalt mit Gewicht,

Verleitet mich zu einem Gedicht. 

Dem Bade entrissen von einem Sammelzwerge,

Mineralische Schönheiten ehemaliger Berge. 

Entfalten im Wasser ihre volle Pracht,

Drum werden sie später wieder nass gemacht. 

Feldspat, Quarz und Glimmer, 

Die finden sich häufig bis immer. Betagte Granate sind mit von der Partie, 

Der Augengneis hat ein Auge auf sie.

Von magmatisch bis metamorphem Scheine, 

Was fehlt sind die Sedimentgesteine.  

Übe mich in Geduld und Dankbarkeit, 

Beim nächsten Besuch sind sie bestimmt empfangsbereit. 

Ob Sandstein, Kalk oder Flintstone, 

Ich bin gespannt und freu mich schon.


(5.10.2020)

Am Steilufer der Stoltera bei Warnemünde
Am Steilufer der Stoltera bei Warnemünde

*Herbstgespinst* 

Das Chlorophyll hat den Rückzug angetreten,

Die grüne Mode hat ausgedient. 

Bäume und Sträucher kleiden sich in warme Farbkleider,

Doch es ist nur ein kurzes Vergnügen. 

Statt bunter Vielfalt setzt die Natur auf nackte Schönheit,

Der Windcoiffeur hat sich auf Kurzhaarfrisuren spezialisiert.

Morbide Gespenster allenthalben läuten die dunkle Jahreszeit ein,

Zäh trotzen sie den Widrigkeiten der Natur. 

Nehme mir die hölzernen Freunde zum Vorbild, 

Die kahlen Monate gehen vorbei und bald schon blüht uns wieder die grüne Zeit!


(23.10.20) 

Buntes Blättertreiben im Tiergarten Berlin
Buntes Blättertreiben im Tiergarten Berlin

*Am Ufer des Müggelsees* 

Warmer Schein zum Abschied, 

Herbstkühle bringt Gedankenerfrischung, 

Auf dem Bildschirm der Realität flimmert ein Eiszeitrelikt mit lebendiger Moderne, 

Stadtnatur in Vollendung!


(7.11.2020) 

Geflügelte Rush hour mit Aquaplaning
Geflügelte Rush hour mit Aquaplaning

*Fotographisches Trugbild* 

Dunkel und geheimnisvoll, so der trügerische Schein. 

Die Kamera hat das Rauschen der Großstadt verschluckt, die Lichter der Zivilisation sorgen für diffuse Hintergrundbeleuchtung. 

Zwischen himmlischem Wolkenstockwerk und wässrigem Grund haben zweibeinige Lebewesen ihre Wege aus Asphalt hinterlassen.

Sie leuchten von der Herbstluft befeuchtet und weisen den Weg zurück ins Scheinwerferlicht der hektischen Stadt. 

Der Duft nach feuchtem Laub betört die Sinne, bin trunken von der modrigen Luft. 

Ein letzter tiefer Atemzug, Inhalation bis jedes Lungenbläschen gefüllt ist.

Der Rausch beginnt zu wirken, ich sehe buntes Grau und bin seltsam gelassen!


(15.11.2020) 

Schaurig schöne Dunkelheit am Ufer des Müggelsees
Schaurig schöne Dunkelheit am Ufer des Müggelsees

*Sinnliche Signale* 

Ist es die Raupe Nimmersatt, 

Die da sitzt auf grünem Blatt? 

Will sich verstecken, 

Kann sie dennoch entdecken. 

Auf dem elften Segment schmückt pink und grell, 

Ein nach hinten gebürsteter Haarpinsel, wie originell! 

Die Tarnwirkung verfehlt, dafür punkig frisiert, 

Riskiert der Streckfuß, dass er seine Tarnung verliert. 

Unbekümmert in giftgrünem Borstenkleid, 

Frisst sich der Schmetterling durch seine Larvenzeit. 

Bin Beobachterin, interpretiere mit einer Prise Wissen, 

Pure Faszination am Leben, will es niemals vermissen. 

Auf zwei Beinen ich unruhig durch die Wälder streife, 

Grübele, träume und dabei die Welt nicht begreife!


(21.11.2020)

Buchen-Streckfuß im Exil auf einem Eichenblatt
Buchen-Streckfuß im Exil auf einem Eichenblatt
Bürstenhaarschnitt mit Pinselstrich
Bürstenhaarschnitt mit Pinselstrich

*Belaubt*
Kein Blatt vor den Mund zu nehmen ist ehrlich,
Doch mitunter auch gefährlich.
Ein Stück Stoff so weiß und rein,
Dieser Tage oft Anstoß des Stein.
Was darf man glauben, was soll man tun,
Soviele Meinungen, der Kopf will nicht ruhn.
Die Gefallenen der Bäume haben Hilfe gebracht,
Ordnungsgemäß gekleidet das Virus weniger lacht.
Angst vor Mikroben und sozialem Zwang,
Dauern dann hoffentlich nicht mehr so lang! 


(26.11.2020) 

Die neuen Plastetüten der Einwegindustrie
Die neuen Plastetüten der Einwegindustrie
Gesichtsschmuck aus echtem Blattgold
Gesichtsschmuck aus echtem Blattgold

*Emotionale Frostsprengung* 

otivierte Natur greift zu grüner Farbe und Pinsel, 

für einen Neuanstrich gegen depressives Gewinsel, 

Westgermanisch einst Langatina genannt, 

Sind die länger werdenden Tage besser als März bekannt. 

Ä 

ste mit Knospen, die platzen vor Neugier, 

Auf ihre Entfaltung im jetzt und hier, 

Die zarten Blätter wehen im Wind, 

Verwandeln die kahlen Bäume geschwind. 

uhe weicht gefiederter Sangeslust, 

Die Vögel trällern gegen Trübsinn und Frust, 

Frühblüher strahlen in Rudeln um die Wette, 

Wer wohl das farbenfroheste Blütenkleid hätte. 

uversicht liegt in der Luft, 

Verströmt einen betörenden Duft, 

Atme sie ein, die Schwermut entweicht, 

Bin infiziert, fühl mich locker und leicht.


(1.3.2021)

Glockenhelle Schneelandschaft
Glockenhelle Schneelandschaft

*Raubkultur schafft Land* 

Beim Anblick der wassergefüllten Kiesgrube, war der Butz in mir ganz aus dem Häuschen und hüpfte im Kreis um den See herum.

Es ist ein Paradox, dass dieses landschaftliche Idyll dem Bau von Beton-Sandburgen zu verdanken ist. 

Der Schein ist sonnig und trügerisch. 

Die Wolken spiegeln sich im Wasser und verhüllen die Narben der Sedimenträuber. 

Die Natur bedeckt ihre Wunden und Demut liegt in der Luft.


(14.4.2021) 

Blick über den Butzer See in Berlin Kaulsdorf
Blick über den Butzer See in Berlin Kaulsdorf

*Bruchpilotin* 

Grün und iglig kommt sie daher,

Fällt vom Baum und das ziemlich schwer, 

Fährt beim Aufprall aus der Stachelhaut, 

Das braune Lackkostüm ist herbstlich vertraut, 

Und wenn sie nicht verbastelt wird, 

Oder sich in Wildschweinmägen verirrt, 

Winkt eine Zukunft als Kastanienbaum, 

Mit blättriger Krone, was für ein Traum!


(26.9.2021)


Nussfrucht im Stachelkostüm vor historischem Gemäuer (Ruine der Franziskaner Klosterkirche, Berlin)
Nussfrucht im Stachelkostüm vor historischem Gemäuer (Ruine der Franziskaner Klosterkirche, Berlin)